Sonntag, 19. Juli 2020

[Rezension] Girl in Snow




Titel:
Girl in Snow
Autor:
Danya Kukafka
Übersetzer:
Eva Bonné
Verlag:
btb Verlag
veröffentlicht:
München 2018
ISBN:
978-3-422-71660-9
Seiten:
384
Preis:
10,00€

Grober Inhalt:
Drei äußerst unterschiedliche Charaktere, die jeweils mit psychischen Problemen zu kämpfen haben, schildern ihre Wahrnehmung zu der Aufklärung eines Mordfalls an einem jungen Mädchen. Jeder von ihnen hatte eine andere Beziehung zu ihr.
Cover des Buches
Wenn ein Debütroman mehrere Preise erhält und zum Bestseller wird, muss er ungewöhnlich gut sein. Jedenfalls dachte ich mir das, als ich das erste Mal „Girl in Snow – wer bist du, wenn niemand dich beobachtet?“ von Danya Kukafka in den Händen hielt.
Bis jetzt weiß ich noch nicht, ob ich von dem Buch überzeugt bin, aber dazu werde ich später genauer kommen.
Das Buch beginnt damit, dass ein Mädchen tot in einer Kleinstadt aufgefunden wird, bedeckt von einer Schicht frisch gefallenem Schnee. Einige Bewohner sind zutiefst betrübt, andere unbeeindruckt und wieder andere empfinden sogar ein wenig Freude. Genau dort setzt dann auch der Roman an.
Es gibt drei verschiedene Charaktere, die ihre Sicht der Dinge schildern.

Einmal haben wir Cameron. Er ist im gleichen Alter wie die das tote Mädchen und unsterblich in sie verliebt. Zwar waren sie weder befreundet, noch redeten sie wirklich mit einander, aber Cameron war zufrieden mit seiner Beziehung zu ihr, da er sie immer beobachten und zeichnen konnte.
Meiner Meinung nach ein obsessiver Stalker, der aber eigentlich nichts Böses will. Das sieht nur kein andere so, weswegen er schnell unter Mordverdacht gerät, immerhin ist bekannt, dass er das Mädchen auch in der Nacht beobachtete. Das Problem ist: Er weiß, dass er sie in der Todesnacht beobachtete, hat aber keinerlei Erinnerungen an diese Nacht.

Das bringt uns zu Jade, die der Toten gegenüber wohnt und Cameron das ein oder andere Mal dabei beobachtet hat, wie er dem Mädchen durchs Fenster sehnsüchtige Blicke zu warf. Jade ist etwas älter als die beiden und hat ebenfalls keine Freunde, da sie leicht sadistische Tendenzen hat und anders aussieht als der Rest besitzt. Sie konnte die Tote schon lebend nicht leiden, weil sie ihr nicht nur den besten Freund nahm, sondern auch den Job als Babysitter in der netten Familie von nebenan.

Die dritte Person ist Russ. Ein Polizist, der mit dem Mordfall betraut ist und der nicht so richtig weiß, was er mit all dem anfangen soll. Einerseits war sein ehemaliger Partner der Vater von Cameron, andererseits ist der andere Verdächtige der Bruder seiner Frau. Er selbst verfällt in eine tiefe Existenzkrise, die sich schon viel früher angebahnt hat.

Erst einmal möchte ich anmerken, dass die Autorin für jeden der drei Charaktere eine andere Schreibweise gewählt hat. Cameron ist in der dritten Person mit Dialogen und Anführungszeichen, Jade in der Ersten und Dialogen sowie teilweise Skripten und Russ wieder aus der Dritten und ohne Anführungszeichen. So unterscheidet sich jeder Charakter noch einmal von einander und wirkt auf den Leser individueller und tiefgreifender.
Eigentlich habe ich einen guten Thriller erwartet, in dem es eine spannende, verzwickte Suche nach dem Mörder gibt.
div> Ich hätte nicht weiter von der Realität entfernt sein können. 

Das Buch bleibt auf einem gleich bleibendem Spannungsniveau und hat in der Richtung keine richtigen Akzente. Sicher könnte man das jetzt als fatalen Fehler sehen, so wie ich es anfangs tat. Mir ist jedoch während des Lesens aufgefallen, dass dies gar nicht der Anspruch der Autorin war.

Sie stellt drei Individuen dar, die sich selber in Rollen gepresst sehen, aus denen sie nicht entfliehen können. Ob es jetzt der stille Cameron ist, dessen Familienleben alles andere als freundlich ist, oder Russ, der mit Gefühlen zu kämpfen hat, die er gar nicht haben dürfte. Es wird beschrieben, wie Personen daran zu Grunde gehen; dass die Person, die sie darstellen, und die Person, die sie sind, nicht übereinstimmen.

Insgesamt lässt sich das Buch als düster beschrieben. Es gibt wenige fröhliche Momente, die alles etwas auflockern würden. Der starke Kontrast zwischen Glück und Unglück geht dabei etwas verloren. Sicherlich gibt es gute Momente, aber selbst diese sind unterschwellig durch Traurigkeit oder Unzufriedenheit gekennzeichnet, sodass man nie wirklich aufatmen kann.
Die Atmosphäre ist zwar düster, wirkt an manchen Stellen nur etwas erzwungen. Es gibt Situationen, wo man einfach nur liest und es genauso gut ein Sachbuch sein könnte. Andere Stellen, vor allem Richtung Ende, wirken dafür besonders nach.

Generell lässt sich sagen, dass dieses Buch sich mit dem Innenleben von Personen beschäftigt, die anders sind, in einer Welt, in der nichts anders sein darf.








Bevor irgendjemand von euch etwas dazu sagt: Das Buch ist seltsam; und niemand wird mich eines Besseren belehren.







Das würde ich so nicht sagen, aber es ist auf jeden Fall mal etwas anderes. Leider bleiben mir die Charaktere, vor allem Russ, zu flach.





Die Spannungskurve ist flach! Dafür weiß man lange Zeit nicht, wer denn nun der Mörder ist.


Literarisch gesehen ist das Buch - naja, nett ausgedrückt, „interessant”. Der Schreibstil ist mittelmäßig gut, das Thema und die Verarbeitung nicht besonders bemerkenswert. Alles in allem ein Buch, das man lesen kann.


Mit freundlichen Grüßen
Nestor

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