Sonntag, 26. Juli 2020

[Rezension] Elanus




Titel:
Elanus
Autor:
Ursula Poznanski
Verlag:
Loewe Verlag
veröffentlicht:
Bindlach 2016
1. Auflage
ISBN:
978-3-7855-8231-2
Seiten:
416
Preis:
14,95€

Grober Inhalt:
Ein Buch über Dronen, Missverständnisse und einen Jungen, der zwar ein kleines Genie ist, dabei aber Probleme mit seinen Mitmenschen hat und teilweise provoziert. Und dann mischt er sich auch noch in Angelegenheiten anderer ein.
Cover des Buches
Hayy,

kennst du das, wenn du ein Buch unbedingt lesen möchtest und du es dadurch gar nicht anfängst zu lesen, weil du bestimmte Dinge erwartest und dann Angst hast, dass deine Erwartungen nicht erfüllt werden?

Genau das ist mir mit „Elanus“ von Ursula Poznanski passiert.

Ich liebe viele ihrer anderen Bücher, unter anderem „Erebos“ und ihre "Dystopie-Reihe".

Nun ja. Neben dieser Tatsache gehört das Buch zu den wenigen Büchern, die signiert sind und in meinem Regal stehen. Und irgendwie setzt das dem Ganzen ganz neue Maßstäbe.

Bevor ich mehr dazu sage, ob meine Erwartungen erfüllt wurden oder nicht, erst einmal zum Inhalt:

Jona ist siebzehn und überdurchschnittlich intelligent. Deswegen geht er auch schon mit so jungem Alter an die Uni, die dummerweise in einer anderen Stadt liegt. Da er nicht nur extrem schlau, sondern auch sozial sehr inkompetent ist, wollen seine Eltern ihn nicht im Studentenwohnheim, sondern bei einer Gastfamilie unterbringen.

Wovon anfangs noch niemand etwas ahnt: Jonas hat ein kleines Projekt, eine selbstgebaute Drohne, mit der er Leuten, die sich ihm gegenüber falsch verhalten haben, nachspioniert, um sich mit dem so erlangten Wissen zur Wehr zu setzen. Oder besser gesagt: seine Rache auszuüben.

Doch schon bald muss er feststellen, dass er nicht der Einzige ist, der andere überwacht, und als immer mehr seltsame Zufälle in seinem Umfeld geschehen, muss er anfangen, um sein Leben zu fürchten.

An sich ist das thematisch wirklich etwas, was mich anspricht: Technik, Thriller und eine Prise Andersartigkeit.

Was soll ich sagen.

Die technischen Gegebenheiten waren nachvollziehbar, gut erklärt, ohne dass man sich überwältigt fühlte. Nichts schien komplett aus dem Nichts gegriffen worden zu sein, was ziemlich erschreckend wirkt. Wenn man sich vorstellt, dass theoretisch jeder einen mit einer Drohne beobachten kann, dann schaut man doch lieber zweimal aus dem Fenster, ehe man sich umzieht. Vor allem, wenn man bedenkt, dass Jona seinem Schwarm, die ihn leider nicht ganz so sanft abgewiesen hat, nachfliegt und sie bei interessanten Dingen beobachtet. Das hat mich in mehr als einer Hinsicht stutzen lassen, aber dazu komme ich an späterer Stelle noch einmal.

Auch spannungstechnisch war das Buch, wie zu erwarten war, genial. Man hat zusammen mit Jona vor Rätseln gestanden, ist Hinweisen nachgegangen und wusste trotzdem nie, was am Ende die Auflösung war. Selbst nach der Hälfte ploppten immer noch weitere Fragen auf und man konnte sich nie zu sicher sein, was denn alles nicht so ist, wie es scheint.

Die Spannungskurve wird gut aufgebaut und auch die Auflösung ist brilliant. Alles ist perfekt auf das Ende ausgerichtet und man steht nicht mit noch mehr Fragen da. Leider ist es etwas kurz ausgefallen, wirkte überstürzt und hatte noch viel mehr Potential. Auch das gar keine Konsequenten für Jona oder die weiteren Charaktere beleuchtet wurden, ist unbefriedigend. Immerhin ist das Ausspionieren von Menschen nicht gerade legal; oder sollte ich mein juristisches Wissen noch einmal auffrischen?

Kommen wir aber zu Jona, der einfach anders ist. In jeglicher Hinsicht.

Es kommt nicht gerade selten vor, dass ich Protagonisten nicht leiden kann, fragt Amira, die sich meine Schimpftiraden immer anhören muss. Meistens sind es Mary Sues, naive und viel zu selbstsüchtige Charaktere, die mich um den Verstand bringen. Hier ist das etwas anders.

Ich hatte das Gefühl, dass Jona uns anfangs gar nicht sympathisch sein sollte: seinen hohen Intelligenzquotienten in allen Ehren, aber sozial gesehen ist er eine Null.

Jona hält sich für cleverer und besser als jeder andere, weswegen er auch schnell bei Dozenten und Kommilitonen aneckt, und andere behandelt er dementsprechend von oben herab. Arroganz ist ihm nicht gerade fremd, obwohl das natürlich nicht an ihm liegt. Es sind ja die anderen.

Deswegen handelt er oft verletzend und moralisch verwerflich. Meistens fällt ihm das sogar auf, aber ändern tut er es auch nicht wirklich.

Beispielsweise ist er, wie oben erwähnt, auf seinen Schwarm fixiert und beobachtet sie wirklich durch Fenster, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Und das nicht nur einmal.

Umso überraschender ist es, dass sein Nachbar Pascal unbedingt mit ihm befreundet sein will, und später auch Marlene, ein einfach auftauchendes Mädchen, ihn freundschaftlich mag.

Ich wäre wahrscheinlich irgendwann durchgedreht und hätte ihm meine Meinung gegeigt, ganz gleich er mir geistig überlegen ist. Glücklicherweise macht Marlene das manchmal etwas.

Im Verlaufe des Buches ändert Jona sich zum Besseren. Ein schleichender, aber vorhandener Prozess, der mich ihn am Ende doch mögen lässt. Obwohl er Jona und nicht Jonah heißt. Jetzt mal ehrlich, das sieht doch nicht normal aus, wenn das h hinten fehlt, oder?


Und wie viel ich mir schon über doofe Charaktere anhören musste. Das war hier nicht gerade anders. Leider kann ich dir zustimmen. Es ist sehr schwierig, mit ihm als Protagonist, und es ist leicht, das Buch wegzulegen und sich mit etwas anderen zu beschäftigen.


Was habt ihr denn alle gegen Jona? Zugegeben, eine sympathische Figur war er wirklich nicht - aber warum müssen Protagonisten immer sympathisch sein? Hauptsache, sie sind starke Figuren. Charakteristisch. Einzigartig. Und Jona ist definitiv eine so eine Figur.

Nestor:Es war erfrischend, einen nicht ganz moralisch perfekten und sympathisch wirkenden Charakter zu haben. Auch der Schreibstil passt mit seiner Distanziertheit und gewissen Neutralität gut dazu.

Yuki: Jona ist einfach nur gruselig. Das alles mit der Überwachung ist gruselig. Obwohl. Jona ist eindeutig gruseliger, und ich bin froh, ihn nicht als Nachbarn zu haben.

Dem kann ich nur zustimmen. Leider konnte mich dieses Buch nicht ganz so sehr überzeugen wie Erebos beispielsweise, aber es war durchaus gut, spannend und interessant.

Wenn man allerdings nicht mit solchen Charakteren zurecht kommt, sollte man wirklich zu einem andren Buch greifen. Für mich persönlich war es an sich in Ordnung; bis auf ein paar Stellen, die mich dann doch von der Klippe gestoßen haben.

Xoxo

Shade

2 Kommentare:

  1. Hi Shade!

    Das Buch hab ich auch gelesen, ist aber schon eine Weile her.
    Ich fand das ziemlich cool, dass als Protagonist mal jemand da war, den man nicht sofort sympathisch fand! Daran kann ich mich auf jeden Fall noch sehr gut erinnern und auch an die Spannung!

    Das Ende war überstürzt? Ja das kann gut sein, empfinde ich aber bei fast all ihren Büchern so xD

    Immerhin scheint es dir ja ganz gut gefallen zu haben! Erebos hab ich ja auch gelesen, das fand ich nicht wirklich besser sondern ist für mich gefühlt gleich"wertig" ;)

    Liebste Grüße, Aleshanee

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    1. Hayy,

      ignorieren wir einfach die Tatsache, dass ich erst jetzt zurück schreibe, aber ich hatte in letzter Zeit etwas mehr zu tun als sonst...

      Die Idee von einem "unsympathischen" Protagonisten finde ich gut, nur irgendwie finde ich mich bei solchen Büchern viel schwerer in die Atmosphäre ein.

      Da muss ich dir leider zustimmen. Viele ihrer Bücher enden ein wenig abrupt, aber meistens stört es mich nicht so sehr wie hier.

      "Erebos" habe ich kurz nach dem es erschienen ist gelesen, was ja schon einige Jahre zurück liegt [Ich habe gerade nachgeschaut...Es ist 2009 erschienen!] und damals hatte ich viel niedrigere Standards für Bücher. Wenn ich das Buch heutzutage lesen würde, wäre ich vielleicht weniger begeistert, aber damals war es einfach nur perfekt. :D

      xoxo Shade

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