Mittwoch, 22. Januar 2020

[Cover Theme Day] Das Haus der Mädchen


Hayy,

passend zum Thema "Zeige ein Cover mit einem weißen Schriftzug" der Cover Theme Day Challenge von der lieben Charleen, habe ich heute das Buch "Das Haus der Mädchen" von Andreas Winkelmann aus dem Regal gezogen.

Das Cover ist zwar nicht ganz mein Geschmack, aber es passt tatsächlich zum Inhalt. Besser jedenfalls als der Titel, wenn es nach mir geht.

Wenn du mehr über meine Meinung zu dem Buch erfahren, dann schau doch mal bei der Rezension zu Das Haus der Mädchen vorbei.

Xoxo Shade

[Rezension] Das Haus der Mädchen




Titel:
Das Haus der Mädchen
Autor:
Andreas Winkelmann

Verlag:
Rowolt Taschenbuch
veröffentlicht:
Reinbeck 2018
10. Auflage

ISBN:
978-3-499-27516-6
Seiten:
400
Preis:
9,99€

Grober Inhalt:
Ein Mädchen zieht vom Land in die Stadt, um ihrem Traumberuf nachgehen zu können; als plötzlich eine ihrer Freundinnen auf rätselhafte Art und Weise verschwindet und sie selbst handeln muss.
Cover des Buches
Liebster Leser!

Hayyy.

Heute wird es um das Buch „Das Haus der Mädchen“ gehen. Unter diesem Titel stellt man sich so Einiges vor, und vielleicht stimmt das ein oder andere, was du dir denkst, aber dieses Buch weiß, wie es mit dir zu spielen hat, wie es deinen Kopf infiltriert, deine Gedanken in falsche Richtungen lenkt und dich dazu bringt zu glauben, was es will.

Aber erst einmal der Inhalt; Die Geschichte startet mit einem armen Krankenpfleger, der leider das Pech hatte, dem falschen Lieferwagen hinterherzufahren, und deshalb sterben musste. Die Polizei ermittelt in Form des etwas beleibten, recht gemütlichen Jens und seiner lieblichen Assistentin Rebecca, die zusammen ein gutes Team abgeben. Währenddessen zieht Leni vom Lande in die berauschende Metropole Hamburg, da sie ein Praktikum bei einem kleinen Verlag ergattert hat. Sie kommt in einer Wohnung unter, die sie sich mit etlichen anderen Menschen teilen muss. Dort trifft das introvertierte Landei auf die extrovertierte Vivien, die einfach nur einen Millionär kennenlernen möchte und deswegen in Hamburg feiern geht. Kurzerhand nimmt Vivien Leni mit in einen Klub, den letztere aber alleine verlässt. Ab diesem Zeitpunkt ist Vivien verschwunden und Leni nimmt ihre eigenen Ermittlungen auf, da sie nicht glaubt, dass ihre neue Freundin ohne ein Sterbenswörtchen verschwindet.


Auch Frederic Förster, ein vom Leben gezeichneter Obdachloser, ermittelt auf eigene Faust, da er den Mord an dem Krankenpfleger mitansehen musste. Seitdem ist er nicht nur auf der Flucht vor dem Mörder, sondern auch auf der Suche nach Antworten.

Obwohl diese Menschen nichts miteinander zu tun haben, ist ihre Zukunft stärker verflochten, als sie es je ahnen konnten.

Ehrlich gesagt, habe ich gedacht, dass dieses Buch zu einfach gestrickt ist, zu durchschaubar, und hätte ich nicht im Zug gesessen, hätte ich es wohl nicht zu Ende gebracht. Doch jetzt bin ich umso glücklicher, dass ich bis zum letzten Wort las, denn es hat mich umgehauen.

Man liest aus verschiedenen Sichten. Mal sind die oben genannten die Protagonisten, manchmal verfolgt man die Gedanken des Mörders, manchmal denen von Opfern. Es wechselt häufig und man bekommt dadurch schnell den Eindruck, dass man doch schon alles weiß. Natürlich weiß ich, wer der Mörder ist. Sicherlich ist mir bewusst, wo die Opfer festgehalten werden. Selbstverständlich kann ich zwischen gut und böse unterscheiden.

Aber nein. Der Autor weiß, wie man seine Leser aufs Glatteis führt, ihre Vermutungen in die falsche Richtung lenkt und sie am Ende mit offenen Mündern zurück lässt. Plot Twist gelingen ihm ohne Probleme und sind nachvollziehbar. Ich habe mich geärgert, wie ich nur das alles übersehen konnte.

Für den gut durchdachten Plot musste nur leider der Schreibstil etwas leiden. Durchaus ist mir bewusst, dass ich in einem Thriller keine fünfseitigen Beschreibungen der Landschaft erwarten kann und nicht jede Farbnuance der Augen des Gegenübers analysiert wird, jedoch bedeutet das nicht, dass ich mir nicht ein wenig mehr Gefühl wünschen könnte. Mit Angst und Spannung wird gut umgegangen, dafür bleiben Hoffnung, Freude und Glück auf der Strecke.
Dialoge wirken teilweise etwas holprig und ruppig, stören den Lesefluss aber nicht großartig.

Teilweise zieht sich die Storyline etwas dahin, sodass ich manchmal etwas die Lust am Lesen verlor und kurz unterbrechen musste.

Jedoch hat mich dieses Buch positiv überrascht. Es fährt mit einer Menge Spannung auf, kann mit dieser gut umgehen und zeigt einmal mehr auf, dass die Welt aus viel mehr Graustufen besteht, als wir wahr haben wollen. Ich hatte mehr Mitleid mit dem Täter, als ich anfangs für möglich gehalten hätte.








XOXO
Shade

Mittwoch, 15. Januar 2020

[Rezension] Multiplayer - Gefährliches Spiel




Titel:
Multiplayer.
Gefährliches Spiel
Autor:
Jannis Becker
Verlag:
Karl Müller Verlag
veröffentlicht:
Langenfeld 2014
ISBN:
978-3-95674-183-8
Seiten:
423
Preis:
6,99€

Grober Inhalt:
Eine junge Frau, die es in der realen Welt schwer hat (furchtbarer Chef, Probleme mit ihrem Gewicht, seltsame Familie), wächst in der virtuellen Fantasy-Multiplayer-Roleplay-Welt über sich hinaus und findet dort ihre Liebe.
Cover des Buches

Liebster Leser!

Hayy
,


hast du dich schon immer einmal gefragt, wie nervig Abkürzungen beim Vorlesen sein können?

Wenn ja, dann kennst du mein Problem und ich erwarte ganz viel Mitleid.

Wenn nein, dann würde ich dir vorschlagen, das Buch des Tages jemandem vorzulesen!

„Multiplayer“ ist ein Buch, was mich vom Titel und Klapptext her sehr angesprochen hat. Wahrscheinlich treibt mich jedes Mal eine Kombination aus Neugier und Faszination über die Umsetzung des Videospiel-Genres dazu, diese Art von Büchern anzufangen.

Was mich diesmal dazu bewegt hat, weiter zu lesen, war tatsächlich Yuki. Wir hatten im Urlaub nichts besseres zu tun, also habe ich die Hälfte des Buches einfach vorgelesen und wir beide waren teilweise sehr irritiert.


Aber beginnen wir doch am Anfang...


Die Protagonistin Finja ist begeisterte Spielerin des Online-Rollenspiels „Breath of Doom“ und steckt mehr oder weniger ihre gesamte Freizeit in das Spiel. Als Brianna streift sie mit ihrem treuen Panther durch die Landschaften des Spiels, um ihrem Chef die Hölle heiß zu machen. Dieser ließ sie nämlich nach einer gemeinsamen Nacht einfach sitzen und macht ihr seitdem das Leben schwer. Nur in der fantastischen Welt von BoD kann sie ihm selbstbewusst gegenüber treten, denn in der Realität ist sie eine schüchterne kleine Maus, die immer nur einsteckt und mit ihrem Gewicht hadert. Außer mit ihrer Mitbewohnerin und einem gutmütigen Kollegen im Callcenter pflegt Finja keine Freundschaften und ist umso überraschter, als sie den stillen Ben wieder trifft und sofort die Funken nur so sprühen.
Doch nicht alles, was glänzt, ist Gold.

Mit Vorfreude begann ich dieses Buch und musste schon bald feststellen, dass auch ich mich in die Welt von „Breath of Doom“ verliebt habe. Mit einer beneidenswerten Detailverliebtheit stellt uns der Autor diese Fantasywelt vor, in welcher es von tapferen Kriegern, tödlichen Assassinen und mächtigen Zauberern nur so wimmelt. Schon zu Anfang wird das System des Spiels erklärt und man wird leicht in die verschieden Fähigkeiten und Klassen eingeführt. Aus meiner Sicht war dieser Teil manchmal mit zu viel Erklärung der trivialsten Dinge gespickt. Dies kann aber auch daher kommen, dass ich selber in meiner Freizeit das ein oder andere Onlinegame spiele und mit den meisten Begrifflichkeiten vertraut bin. Leider habe ich diese Stellen nicht laut vorgelesen, sonst hätte ich hier die Meinung von Yuki einfügen können, der sich damit nicht auskennt.

Alles in Allem fasziniert mich das geschaffene Spiel des Autors. Es ist abwechslungsreich und besitzt Tiefe, was sicherlich schwierig ist, wenn man ein richtiges, funktionierendes Spiel imitieren will, ohne, dass man es selber ausprobieren und spielen kann.

Teilweise war es zwar etwas seltsam aufgebaut mit seinem Belohnungs- und Bestrafungssystem, aber nennt mir ein Spiel, wo niemand herumschreit, dass die Mitarbeiter des Herstellers doch alle nichts tun und dumm sind.

Auch die Storyline in diesem Computerspiel ist interessant und spannungsgeladen.

Leider ist meine Lieblingsfigur nur innerhalb dieser Kapitel vorzufinden, da er einer der wenigen ist, die nicht ingame und zugliech im Reallife vertreten sind. Eine Schande, wirklich.
Das einzige, was mich etwas nervte, sind die im Chat des Spieles verwendeten Abkürzungen. Meistens werden Dialoge und Handlungen einfach ganz normal beschrieben und man merkt gar nicht, dass man sich eigentlich in einem Spiel befindet. Manchmal jedoch stehen dann doch Chatfenster da und es wird auch „Gamersprache“ verwendet, die anfangs auch erklärt wird. Aber ist es nicht doch nervig, wenn man ständig „+“ und „ikr“ liest?

Destotrotz würde ich mich am liebsten selber in diesem Spiel verlieren. 

Aber es kann ja nicht immer alles so schön bleiben…

Das reale Leben von Finja erscheint leider in einem viel blasseren Licht.

Ersteinmal möchte ich gerne sagen, dass jeder wunderschön ist und sich so lieben sollte, wie er ist! Sollte ich im Folgenden etwas böses sagen, verzeih mir, aber ich habe mich sehr, sehr dolle aufgeregt.

Wie ich vorhin schon erwähnte, ist Finja eher schüchtern und introvertiert, was an sich ja nicht schlimm ist. Ich bin auch nicht besser. Aber ich bade nicht die ganze Zeit in Selbstmitleid und weise alle schuld von mir! Alle zwei Absätze regt sich das Mädchen über ihr Gewicht auf, jedoch kann sie nichts dafür, denn es liegt in ihren Genen. Es tut mir leid, aber das stimmt vielleicht in 2% der Fälle. Mit ein wenig Sport und ausgewogener Ernährung ist man nicht übergewichtig, da können deine Knochen so schwer sein, wie sie wollen, du bist dann normalgewichtig!

Aber gut. Anfangs dachte ich noch, dass das vielleicht der verzweifelte Versuch war, mir die Protagonistin sympathisch zu machen, denn wer kennt nicht die leisen Stimmen des Unterbewusstseins, die einem zuflüstern, dass dann doch der ein oder andere Kilo zu viel auf den Rippen ist. Ja wirklich, das kenne und verstehe ich. Jedoch reicht es dann auch, wenn einmal erwähnt wird, dass sie doch nur einen Joghurt zum Mittag isst. Wenn aber alle zwei Seiten steht, dass sie sich dick fühlt, aber nur einen Joghurt isst, dann habe ich genug davon!

Okay… Ich beruhige mich wieder.

Also; Finja ist ein eher unsympathischer Charakter, wohingegen ihr Ingame Charakter Brianna mir wirklich sympathisch ist.

Wäre das nun der einzig seltsame Charakter gewesen wäre, hätte ich das ja noch mitgemacht, aber nein, es geht weiter, denn wir bedienen neben dem grauen Mäuschen noch anderer Stereotypen.

Ihre Mutter fühlt sich deutlich jünger als sie ist und übertreibt es stark mit ihrer offenen, kindischen Art.

Legenden besagen, Finja habe eine Schwester, aber die ist leider mit einem strenggläubigen Adventisten zusammen und der untersagt ihr den Kontakt zu ihrer eigenen Familie. Es ist beängstigend, wie extrem technikfeindlich und rückschrittlich der Religiöse lebt.

Und weiter mit den Stereotypen!

Natürlich brauchen wir den typischen, verdammt heißen Chef, der einerseits charmant und liebevoll sein kann, andererseits aber manipulativ und von oben herab handelt. Kurze Zeit gehört er sogar zu den wenigen Figuren, die nachvollziehbar handeln.

Nicht zu vergessen gibt es noch den schwulen Freund, der alles durch eine rosarote Brille sieht und die Mitbewohnerin, die sowieso immer nur am Feiern ist.

Aber nun zu dem, auf den alle gewartet haben: Ben, der Loveinterest! Ehrlich gesagt fand ich ihn einfach nur nervig, da unter anderem seine psychische Erkrankung stark verharmlost und damit etwas lächerlich gemacht wurde.




Im Endeffekt kann ich zu diesem Buch sagen, dass es eindeutig wunderschöne Momente hat, aber mir persönlich durch unsympathische und teils sehr unrealistische Dialoge und Handlungen ein wenig ruiniert wurde. Der Schreibstil war flüssig und man hatte keine Probleme dem Geschehen zu folgen, aber das Geschehen war eben nicht immer authentisch.

Und die einzige Person, die sich verantwortungsbewusst und erwachsen verhalten hat, ist leider nur ein Nebencharakter und eigentlich derjenige, der am meisten Recht auf kindisches Verhalten hatte.

Zuallerletzt möchte ich anfügen, dass, wenn dies eine online Geschichte wäre, eine Triggerwarnung von Nöten gewesen wäre.

XOXO Shade

Mittwoch, 8. Januar 2020

[Cover Theme Day] Die Stadt der Träumenden Bücher

Hallihallo!
Was kann ich mit meinem absoluten, wirklich absoluten Lieblingsbuch noch alles tun - wenn ich es schon gelesen, rezensiert und nochmal gelesen habe?
Genau! Ich nehme an einer Challenge teil!
Der "Cover Theme Day" ist eine Aktion von der lieben Charleen, die sie schon seit 2017 regelmäßig veranstaltet. Das heutige Thema war: "Zeige das Cover eines Buches, welches zu deinen Jahreshighlights 2019 gehört" - Und welches Buch könnte ich nehmen, wenn nicht "Die Stadt der Träumenden Bücher"?
Aber Achtung!
"[…] ich rede von einem Ort, wo einen das Lesen in den Wahnsinn treiben kann. Wo Bücher verletzen, vergiften, ja sogar töten können. Nur wer wirklich bereit ist, für die Lektüre dieses Buches derartige Risiken in Kauf zu nehmen, wer bereit ist, sein Leben aufs Spiel zu setzen, um an meiner Geschichte teilzuhaben, der sollte mir zum nächsten Absatz folgen. Allen anderen gratuliere ich zu ihrer feigen, aber gesunden Entscheidung, zurückzubleiben. Macht's gut, ihr Memmen! ich wünsche euch ein langes und sterbenslangweiliges Dasein und winke euch mit diesem Satz Adieu!"
(Moers, Walter: Die Stadt der Träumenden Bücher. Hörbuch Hamburg HHV GmbH, Hamburg; Text auf der Innenseite der MP3-Version.)

Wer noch zögert, kann sich natürlich auch erst meine Rezension darüber durchlesen.

Liebe Grüße,
Yuki

[Rezension] Ich habe den Todesengel überlebt




Titel:
Ich habe den Todesengel überlebt.
Ein Mengele-Opfer erzählt
Autorin:
Eva Moses Kor
Co-Autorin:
Lisa J. Buccieri
Übersetzerin:
Barbara Küper

Verlag:
Random House GmbH
veröffentlicht:
München 2012
12. Auflage
Original :
Suriving the Angel of Death.
The Story of a Mengele Twin in Auschwitz, 2009

ISBN:
978-3-570-40109-5
Seiten:
197
Preis:
6,99€
Cover des Buches
Wenn man die NS-Diktatur anspricht, gibt es prinzipiell genau vier mögliche Arten der Reaktion: einmal gibt es natürlich die Leute, die genervt davon sind und das Thema wechseln wollen. Nicht zu verwechseln sind diese Leute aber mit denen, die das Thema wechseln wollen, weil sie zu entsetzt, schockiert und ergriffen worden sind. Und dann gibt es die, die das alles als eine Art Hollywood-Attraktion sehen und unbedingt mehr davon erfahren wollen, weil es ja so spannend sei und so unglaublich ekelhaft-furchtbar-unglaublich, dass es manche Leute eben nur anziehen kann.

… und dann gibt es die, die einfach noch keine Ahnung haben, weil sie entweder zu jung oder zu weltfremd dafür sind. Aber trotz ihrer recht geringen Zahl unter unseren Lesern soll es heute genau um diese letzten Leute gehen.

Kinder.

Zugegeben, ein etwas zwielichtiger Einstieg. Zu meiner Verteidigung, bei der Frage ›wie bringe ich Kindern das Thema KZ Auschwitz bei?‹ gibt es vermutlich nur zwielichtige Einstiege - die ungewollt auch immer makaber werden, sobald man das Thema auf ausgerechnet den ›Todesengel‹ lenkt: auf Mengele, Dr. Josef Mengele, der KZ-›Arzt‹, der »wie ein Filmstar« aussah (S. 64, Z. 25), und dessen Beschäftigung es war, verhungernden Zwillingskindern Infusionen von Fleckenfieber zu geben, ihnen Chemikalien zu spritzen oder sie einfach zu vergiften, um sie später aufschneiden und obduzieren und mit dem anderen Zwilling vergleichen zu können. Wie bringt man also Kindern bei, dass so etwas geschehen kann?

Genau, mit einem Buch. Genauer gesagt mit dem Buch ›Wie ich den Todesengel überlebte‹, der Erzählung von Lisa Rojany Buccieri nach den Erinnerungen von Eva Mozes Kor.

Wie bei den meisten Erfahrungsberichten handelt ein Großteil des Buches davon, dass jemand - Eva, eine Zeitzeugin - von ihrem Leben erzählt. Das heißt, nicht erst seit dem KZ Auschwitz, sondern auch von dem Davor, von ihrer kurzen Schulzeit, von dem wachsenden Antisemitismus, von Fluchtversuchen, Deportation, vom Getto. Und von dem Danach, von der Rettung, den Zuständen danach, ihrem Leben danach. Aber natürlich auch von Mengele.

Und so schwer der Inhalt zu begreifen ist, so einfach ist der Stil des Buches; es ist eben ein Buch für Kinder. Gleichzeitig ist es aber auch ein Buch für jeden außer Kindern, bezogen auf das Verständnis, und ein Buch für alle, egal welchen Alters; weil es zu furchtbar ist, um vergessen zu werden - kurz, ungefähr ein Buch für Zwölf- bis Fünfzehnjährige.

Der Stil ist dementsprechend, sagen wir, angepasst. Ohne große Ausschweifungen, ohne besondere Formulierungen, ohne schwierige Wörter, die nicht hinten in einem Register erklärt worden wären. Es liest sich einfach und schnell, der Inhalt ist kurz und knapp dargestellt, mit Kommentaren und Gefühlen natürlich, aber alles in allem relativ nüchtern. Gewaltszenen werden nicht zu sehr ausgeführt, vor allem psychischen Terror beschreibt die Zeitzeugin: Wie sich der Antisemitismus in ihrem Heimatdorf niederschlug, wie sie irgendwann nicht mehr in die Schule gehen durften, für Dinge schuldig gemacht wurden, an denen sie nicht schuld waren, wie ihr Haus besetzt wurde - kurz: wie aus ihren ehemaligen Freunden und Bekannten Marionetten der NS-Ideologie wurden.

Für jemanden, der sich explizit mit dem Thema Josef Mengele auseinandersetzen möchte, würde ich das Buch allerdings nicht empfehlen; Es sei denn, er ist zwölf bis fünfzehn Jahre alt. Tatsächlich ist es zwar eine gute Erklärungslektüre für diese Zeit, die vor allem jüngere Jugendliche lesen können, und wer sich nicht allzu sehr um den Schreibstil kümmert, wird hier auch ein sehr gutes Buch mit furchtbarem Inhalt finden. Sonderlich tief dringt man aber nicht in die Materie ein.



Ganz unabhängig davon möchte ich allerdings noch einmal betonen, dass ein solches Buch immer größten Respekt verlangt. Wer auch nur ein kleines bisschen Verstand in seinem Kopf und Gefühl in seinem Herz besitzt, weiß, wie grausam, furchtbar, unvorstellbar, menschenverachtend, unvertretbar, ekelerregend, widerlich, pervers und barbarisch das KZ Auschwitz-Buchenwald war, und weiß, dass jeder, der diese Hölle auf Erden überlebt hat, sein Leben lang darunter leiden wird. Und er weiß, dass es nichts gibt, das so etwas unvergessen oder verzeihlich machen kann, und das bedeutet auch, dass niemand, absolut niemand, behaupten kann, es sei nicht da oder gar ›gut‹ so gewesen - weil er damit all denen, die um das blanke Überleben gekämpft haben und deren Leben grundlos zerstört wurden, sagt, all das sei nur simuliert; und es gibt keine größere Respektlosigkeit, als einem Opfer zu sagen, es sei der Täter.

Danke.

Mittwoch, 1. Januar 2020

[Rezension] Die Stadt der Träumenden Bücher




Titel:
Die Stadt der Träumenden Bücher
Autor:
Hildegunst von Mythenmetz
Übersetzer:
Walter Moers
Sprecher:
Dirk Bach

Verlage:
Piper Verlag und Hamburg HHV GmbH
ISBN:
978-3-86952-281-4
Dauer:
1050 min
Preise:
MP3: 9,99€
CD: 31,99€

Grober Inhalt:
Ein dreidaumiger Dinosaurier auf seinem Weg zum besten Schriftsteller Zamoniens.
Eine Autobiografie.
Cover des Buches
Liebster Leser!
Hallo.


Wie schreibe ich dich jetzt an …


Naja, man lernt Leute am besten kennen, wenn man ihr Lieblingsbuch kennen lernt, nicht wahr? - Wenn sie überhaupt lesen, versteht sich.

Okay.

Kennst du ›Die Stadt der Träumenden Bücher‹? Mein Lieblingsbuch. Mein absolutes Lieblingsbuch, meine ich. Das heißt, mein absolutes Lieblingshörbuch - ich kenne nur die Audiofassung. Nicht weil ich nicht gern lese! Einfach, weil ein guter Sprecher ein Buch auch besser machen kann. Muss ja nicht immer gleich heißen, dass der Hörer zu faul zum Lesen ist. Oder Bücher nicht mag.

Tatsächlich muss man Bücher schon ziemlich mögen, wenn man dieses hier lesen will - ›Die Stadt der Träumenden Bücher‹ ist einfach das perfekte Buch für Bibliophile.

Das heißt, nein, so stimmt das nicht richtig. Es ist nicht ein Buch für Bibliophile - es ist ein bibliophiles Buch! Und zwar eins der gefährlichsten Sorte: Es fesselt dich! Einfach so! SWR1 sagt dazu (auf der Rückseite der MP3-Version): »Eine Geschichte wie ein LSD-Rausch und ein begnadeter Dirk Bach als Sprecher.«

Und das fasst es wirklich perfekt zusammen. Nur ein bücherbesessener Breitbandbibliophiler auf Drogen könnte so etwas schreiben.

… oder eben Walter Moers.

Also, ›ein bibliophiles Buch‹ habe ich gesagt? Aber (das fragst du dich jetzt, nicht wahr?) wie kann ein Buch bibliophil sein?

Naja, in ›Die Stadt der Träumenden Bücher‹ dreht sich alles um Bücher. Schon der Protagonist (ein 70-jähriger, »noch sehr junger« Dinosaurierdrache mit drei Daumen an jeder Hand) ist ein Autor - zumindest versucht er, einer zu werden. Er hat nämlich überhaupt keine Ideen; so gar keine. Und abgesehen von der Ideenlosigkeit fühlt er sich sowieso noch nicht wirklich bereit, etwas Gutes zu schreiben, obwohl er bei seinem sogenannten ›Dichtpaten‹ schon nahezu alle literarischen Werke des Kontinents gelesen hat.

Grund eins, wieso das Buch also bibliophil ist: Die Hauptfigur ist es. (Und, nebenbei bemerkt, auch die meisten anderen Figuren.)

Er macht sich also auf, verlässt den so schon verrückten Ort seiner Kindheit (die ›Lindwurmfeste‹) und wandert nach Buchhaim - wo alles noch verrückter ist. Viel verrückter. Aber was erwartet man auch von einem Ort, an dem man geröstete Bienen auf Honigbroten isst, hochprozentigen Glühkaffee trinkt und wunderbare Bücher wie ›Zahnfleischsalat‹ von Tomok Zebulon kaufen kann?

Grund zwei, wieso dieses Buch bibliophil ist: Die ganze Welt, in der es spielt, ist bibliophil.

Und das alles nur in der ersten Hälfte. Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass die zweite noch viel überraschender und ulkiger ist! Nur so viel: Er begegnet Schrecklichen Buchlingen, den Fußnägeln diverser verstorbener Autoren und er leckt die Tränen eines Schattens auf.

Trotz allen moerswürdigen Dingen hängt aber alles in diesem Buch perfekt zusammen. Alles löst sich auf, ist logisch und auf seine spezielle Art so genial wie ein Erles Olmshock-Roman - um mal im Stil zu bleiben.

Vielleicht liegt es an der Hauptfigur, dass alles so verrückt scheint: Hildegunst von Mythenmetz. Wie schon am Anfang gesagt wird, ist eigentlich dieser Hildegunst der Schreiber der Geschichte (Moers übersetztes nur), und offenbar hat Mythenmetz auch sonst nicht vor, einfach nur die Figur eines Buches zu sein. Mit großer Vorliebe redet er mit dem Leser - was im Hörbuch natürlich super herüberkommt und dem Text eine sehr eigene und unterhaltsame Note gibt. Wie schon gesagt, ein tolles Buch. Sehr, sehr toll.

(Ein großes Thema sind übrigens auch die lustigen Literaturepochen in Buchhaim. Grund Nummer drei also, wieso es ein bibliophiles Buch ist: Der Inhalt besteht aus Büchern.)

Und er ordnet sich ganz anders ein als die meisten Protagonisten, denen man heute begegnet: Er gibt vor seinen Zuhörern immer und überall zu, was er denkt (egal, wie peinlich es ist) (und manchmal ist es wirklich ziemlich peinlich), und ist dadurch nicht nur erfrischend ehrlich, sondern (trotz seiner unglaublichen Eitelkeit) auch unglaublich sympathisch. Wie eigentlich alle Figuren im Buch. Auch wenn sie alle irgendwie, auf gut deutsch, ›einen an der Klatsche‹ haben. Hildegunst allen voran.

Wichtig sind bei Mythenmetz aber auch noch die sogenannten›Mythenmetz'schen Abschweifungen‹: Hier schweift der Erzähler mit einer kleinen Handlung (zum Beispiel einem Trompaunenkonzert) so weit ab, dass man danach glaubt, man hätte dieses Thema studiert. (Das hätte mich übrigens auch genervt, wenn Dirk Bach es nicht so schön vorgelesen hätte. Wenn du also eher ungeduldig bist oder beim Hören nichts nebenbei machst, kann ich es dir nicht so sehr empfehlen.)

Es gibt also mehrere Gründe, wieso ich das Hörbuch sehr weiterempfehlen kann! Die Handlung an sich ist natürlich schon einmal einzigartig. (Wenn nicht, glaube ich an Wunder!) Genauso auch der Ort - und die Figuren natürlich auch. Beim Hören wird man einfach mitgerissen, und all die verrückten Dinge in Zamonien sind auch irgendwann bewusstseinserweiternd.

Eben so wie ein LSD-Rausch.

… Nicht, dass ich mich damit auskennen würde.










Liebste Grüße,

Yuki