Sonntag, 14. Juni 2020

[Rezension] Einer flog über das Kuckucksnest




Titel:
Einer flog über das Kuckucksnest
Autor:
Ken Kasey
Übersetzer:
Hans Hermann
Verlag:
Rowolt Taschenbuch Verlag
veröffentlicht:
Hamburg 2017
31. Auflage
Original :
One flew over the cuckoo's nest, 1962
ISBN:
978-3-499-15061-6
Seiten:
434
Preis:
9,99€

Grober Inhalt:
Unterdrückung und Gewalt in einer amerikanischen Psychiatrie, einige Jahre nach dem 2. Weltkrieg.
Cover des Buches
Einen guten Tag allerseits.

Zugegeben, eigentlich halte ich nicht sonderlich viel von Psychiatrie-Literatur; viel zu oft werden derartige Krankheiten nur oberflächlich und romantisiert dargestellt (siehe: Multiplayer), und danach weiß man darüber genau so wenig wie davor.

Bei »Einer flog über das Kuckucksnest« ist das etwas Anderes. Nicht nur, weil das Buch viele Jahre geschrieben wurde, bevor psychische Krankheiten derart in »Mode« gekommen sind; auch, weil es weitaus düsterer darstellt, was in manchen Köpfen vorgehen kann.

Erzählt wird uns die Geschichte von ›Häuptling‹ Bromden, einem vermeintlich halbstummen Indianer, dessen Stamm aufgelöst wurde. Schon die Art seines Erzählens unterscheidet sich von anderen Büchern: er denkt die Geschichte. Manchmal wirkt es, als wäre er unmittelbar noch in der Situation, manchmal erinnert er sich an Vergangenes. Im Gegensatz zu gewöhnlichen Romanen verwirren diese ständigen Tempuswechsel allerdings nicht, sondern schaffen den Eindruck, dem Erzähler in die Gedanken schauen zu können.

Das heißt auch, dass man ungefiltert liest, was er glaubt - als unerfahrener Leser könnte man deshalb am Anfang glauben, es handele sich hier um einen Zukunfsroman, und nicht um einen, der in den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts spielt.

Der Grund ist: Bromden ist der festen Überzeugung, dass die Welt, ganz Amerika, von der ›Genossenschaft‹ kontrolliert wird. Vor allem aber glaubt er, die gesamte Psychiatrie sei eine riesige Maschine, kontrolliert von der allseits gehassten Oberschwester, die außerdem die Zeit beeinflussen kann. Die Medikamente, die sie bekommen, seien in Wahrheit kleine Maschinen, die die Insassen kontrollieren sollen, und immer wieder käme ›der Nebel‹, der…

Ich will gar nicht zu viel verraten. Nur so viel: Wenn du das Buch liest, solltest du genau aufpassen, was in Wirklichkeit passiert und was nur im Kopf des Erzählers Wirklichkeit ist. Bromden ist keinesfalls eine Person, die objektiv einschätzen kann.

Natürlich gibt es auch etwas Handlung in »Einer flog über das Kuckucksnest«. Genauer gesagt gibt es einen psychopathischer Häftling, McMurphy.

McMurphy ist ein Spieler, was sich sofort in einer Wette niederschlägt: Er möchte die allseits gehasste Oberschwester, den Tyrannen der Klinik mit diesem unzerstörbaren »Lächeln aus Emaille«, »aus der Fassung bringen«. Dafür unternimmt er immer verrücktere Aktionen, lehnt sich gegen das Personal auf und gibt den anderen Insassen dabei immer mehr von dem Selbstvertrauen zurück, das ihnen gegenseitiger Verrat, Medikamente und Elektroschocktherapie genommen haben; immer in der Gefahr, dem höflichen Terror der Oberschwester zum Opfer zu fallen.

Gründe, das Buch nicht zu lesen, gibt es wenige. Einerseits natürlich die angesprochenen Themen, Gewalt, Krankheit, Unterdrückung, Selbstmord. Andererseits ist es auch nicht immer so spannend wie ein ordinärer Roman.

Der Reiz an dieser Geschichte besteht vor allem in ihren Figuren. Jede hat ihre eigene Existenz. Vor Allem aber ist natürlich Bromden interessant - und sein-

Nein! Sei still, Nestor! Du sollst doch nicht immer alles verraten. Zumal das Ende hier wirklich interessant ist; trotzdem war der Schreibstil der Grund für mich, das Buch zu lesen. Erzähler, die nicht objektiv berichten, werdem immer seltener - die meisten Leser gehen wohl schon davon aus, dass ein ERzähler gar nichts Falsches sagen draf. Da ist es interessant, einmal etwas vollkommen anderes zu lesen.





Ich weiß nicht. Mir war das Buch zu verwirrend. Und zu grausam. Wenn man ein schönes Unterhaltungsbuch sucht ... sollte man woanders weitersuchen.




Da kann ich nur zustimmen. Dieses Buch ist wirklich grausam. Und brutal. Und schrecklich. Ich meine, natürlich, man sollte sich auch mit solchen Dingen auseinandersetzen ... aber ... ich weiß nicht ... irgendwie war mir das hier zu viel Auseinandersetzung.




Mein Favorit wird das Buch auch nicht. Zu wenig Inhalt, zu viel Wirres. Die Handlungen konnte man auch teilweise vorraussehen, zumindest im Groben. Ich meine, ja, klar, es war schon etwas anderes - aber dann doch zu anders. Wenn ich über Psychosen lesen will, dann doch bitte trotzdem in normaler Erzählform, oder als Sachtext.


Mit freundlichen Grüßen,

Nestor

1 Kommentar:

  1. Guten Morgen!

    Das ist ja mal eine interessante Rezension ^^ Ich kenne das Buch nicht, habe aber den Film gesehen vor vielen Jahren, und weiß noch, wie sehr er mich beeindruckt hatte.

    Das Buch klingt allerdings auch nicht ohne und macht mich total neugierig. Wobei du anfangs überzeugender klingst als am Ende ... für mich hört sich die Erzählweise jedenfalls interessant an. Allerdings glaube ich, dass man dafür in einer innerlich guten Stimmung sein sollte, wenn man das liest? Es ist ja teilweise schon sehr heftig, wenn ich mich an den Film zurück erinnere.

    Liebste Grüße, Aleshanee

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