Mittwoch, 15. Januar 2020

[Rezension] Multiplayer - Gefährliches Spiel




Titel:
Multiplayer.
Gefährliches Spiel
Autor:
Jannis Becker
Verlag:
Karl Müller Verlag
veröffentlicht:
Langenfeld 2014
ISBN:
978-3-95674-183-8
Seiten:
423
Preis:
6,99€

Grober Inhalt:
Eine junge Frau, die es in der realen Welt schwer hat (furchtbarer Chef, Probleme mit ihrem Gewicht, seltsame Familie), wächst in der virtuellen Fantasy-Multiplayer-Roleplay-Welt über sich hinaus und findet dort ihre Liebe.
Cover des Buches

Liebster Leser!

Hayy
,


hast du dich schon immer einmal gefragt, wie nervig Abkürzungen beim Vorlesen sein können?

Wenn ja, dann kennst du mein Problem und ich erwarte ganz viel Mitleid.

Wenn nein, dann würde ich dir vorschlagen, das Buch des Tages jemandem vorzulesen!

„Multiplayer“ ist ein Buch, was mich vom Titel und Klapptext her sehr angesprochen hat. Wahrscheinlich treibt mich jedes Mal eine Kombination aus Neugier und Faszination über die Umsetzung des Videospiel-Genres dazu, diese Art von Büchern anzufangen.

Was mich diesmal dazu bewegt hat, weiter zu lesen, war tatsächlich Yuki. Wir hatten im Urlaub nichts besseres zu tun, also habe ich die Hälfte des Buches einfach vorgelesen und wir beide waren teilweise sehr irritiert.


Aber beginnen wir doch am Anfang...


Die Protagonistin Finja ist begeisterte Spielerin des Online-Rollenspiels „Breath of Doom“ und steckt mehr oder weniger ihre gesamte Freizeit in das Spiel. Als Brianna streift sie mit ihrem treuen Panther durch die Landschaften des Spiels, um ihrem Chef die Hölle heiß zu machen. Dieser ließ sie nämlich nach einer gemeinsamen Nacht einfach sitzen und macht ihr seitdem das Leben schwer. Nur in der fantastischen Welt von BoD kann sie ihm selbstbewusst gegenüber treten, denn in der Realität ist sie eine schüchterne kleine Maus, die immer nur einsteckt und mit ihrem Gewicht hadert. Außer mit ihrer Mitbewohnerin und einem gutmütigen Kollegen im Callcenter pflegt Finja keine Freundschaften und ist umso überraschter, als sie den stillen Ben wieder trifft und sofort die Funken nur so sprühen.
Doch nicht alles, was glänzt, ist Gold.

Mit Vorfreude begann ich dieses Buch und musste schon bald feststellen, dass auch ich mich in die Welt von „Breath of Doom“ verliebt habe. Mit einer beneidenswerten Detailverliebtheit stellt uns der Autor diese Fantasywelt vor, in welcher es von tapferen Kriegern, tödlichen Assassinen und mächtigen Zauberern nur so wimmelt. Schon zu Anfang wird das System des Spiels erklärt und man wird leicht in die verschieden Fähigkeiten und Klassen eingeführt. Aus meiner Sicht war dieser Teil manchmal mit zu viel Erklärung der trivialsten Dinge gespickt. Dies kann aber auch daher kommen, dass ich selber in meiner Freizeit das ein oder andere Onlinegame spiele und mit den meisten Begrifflichkeiten vertraut bin. Leider habe ich diese Stellen nicht laut vorgelesen, sonst hätte ich hier die Meinung von Yuki einfügen können, der sich damit nicht auskennt.

Alles in Allem fasziniert mich das geschaffene Spiel des Autors. Es ist abwechslungsreich und besitzt Tiefe, was sicherlich schwierig ist, wenn man ein richtiges, funktionierendes Spiel imitieren will, ohne, dass man es selber ausprobieren und spielen kann.

Teilweise war es zwar etwas seltsam aufgebaut mit seinem Belohnungs- und Bestrafungssystem, aber nennt mir ein Spiel, wo niemand herumschreit, dass die Mitarbeiter des Herstellers doch alle nichts tun und dumm sind.

Auch die Storyline in diesem Computerspiel ist interessant und spannungsgeladen.

Leider ist meine Lieblingsfigur nur innerhalb dieser Kapitel vorzufinden, da er einer der wenigen ist, die nicht ingame und zugliech im Reallife vertreten sind. Eine Schande, wirklich.
Das einzige, was mich etwas nervte, sind die im Chat des Spieles verwendeten Abkürzungen. Meistens werden Dialoge und Handlungen einfach ganz normal beschrieben und man merkt gar nicht, dass man sich eigentlich in einem Spiel befindet. Manchmal jedoch stehen dann doch Chatfenster da und es wird auch „Gamersprache“ verwendet, die anfangs auch erklärt wird. Aber ist es nicht doch nervig, wenn man ständig „+“ und „ikr“ liest?

Destotrotz würde ich mich am liebsten selber in diesem Spiel verlieren. 

Aber es kann ja nicht immer alles so schön bleiben…

Das reale Leben von Finja erscheint leider in einem viel blasseren Licht.

Ersteinmal möchte ich gerne sagen, dass jeder wunderschön ist und sich so lieben sollte, wie er ist! Sollte ich im Folgenden etwas böses sagen, verzeih mir, aber ich habe mich sehr, sehr dolle aufgeregt.

Wie ich vorhin schon erwähnte, ist Finja eher schüchtern und introvertiert, was an sich ja nicht schlimm ist. Ich bin auch nicht besser. Aber ich bade nicht die ganze Zeit in Selbstmitleid und weise alle schuld von mir! Alle zwei Absätze regt sich das Mädchen über ihr Gewicht auf, jedoch kann sie nichts dafür, denn es liegt in ihren Genen. Es tut mir leid, aber das stimmt vielleicht in 2% der Fälle. Mit ein wenig Sport und ausgewogener Ernährung ist man nicht übergewichtig, da können deine Knochen so schwer sein, wie sie wollen, du bist dann normalgewichtig!

Aber gut. Anfangs dachte ich noch, dass das vielleicht der verzweifelte Versuch war, mir die Protagonistin sympathisch zu machen, denn wer kennt nicht die leisen Stimmen des Unterbewusstseins, die einem zuflüstern, dass dann doch der ein oder andere Kilo zu viel auf den Rippen ist. Ja wirklich, das kenne und verstehe ich. Jedoch reicht es dann auch, wenn einmal erwähnt wird, dass sie doch nur einen Joghurt zum Mittag isst. Wenn aber alle zwei Seiten steht, dass sie sich dick fühlt, aber nur einen Joghurt isst, dann habe ich genug davon!

Okay… Ich beruhige mich wieder.

Also; Finja ist ein eher unsympathischer Charakter, wohingegen ihr Ingame Charakter Brianna mir wirklich sympathisch ist.

Wäre das nun der einzig seltsame Charakter gewesen wäre, hätte ich das ja noch mitgemacht, aber nein, es geht weiter, denn wir bedienen neben dem grauen Mäuschen noch anderer Stereotypen.

Ihre Mutter fühlt sich deutlich jünger als sie ist und übertreibt es stark mit ihrer offenen, kindischen Art.

Legenden besagen, Finja habe eine Schwester, aber die ist leider mit einem strenggläubigen Adventisten zusammen und der untersagt ihr den Kontakt zu ihrer eigenen Familie. Es ist beängstigend, wie extrem technikfeindlich und rückschrittlich der Religiöse lebt.

Und weiter mit den Stereotypen!

Natürlich brauchen wir den typischen, verdammt heißen Chef, der einerseits charmant und liebevoll sein kann, andererseits aber manipulativ und von oben herab handelt. Kurze Zeit gehört er sogar zu den wenigen Figuren, die nachvollziehbar handeln.

Nicht zu vergessen gibt es noch den schwulen Freund, der alles durch eine rosarote Brille sieht und die Mitbewohnerin, die sowieso immer nur am Feiern ist.

Aber nun zu dem, auf den alle gewartet haben: Ben, der Loveinterest! Ehrlich gesagt fand ich ihn einfach nur nervig, da unter anderem seine psychische Erkrankung stark verharmlost und damit etwas lächerlich gemacht wurde.




Im Endeffekt kann ich zu diesem Buch sagen, dass es eindeutig wunderschöne Momente hat, aber mir persönlich durch unsympathische und teils sehr unrealistische Dialoge und Handlungen ein wenig ruiniert wurde. Der Schreibstil war flüssig und man hatte keine Probleme dem Geschehen zu folgen, aber das Geschehen war eben nicht immer authentisch.

Und die einzige Person, die sich verantwortungsbewusst und erwachsen verhalten hat, ist leider nur ein Nebencharakter und eigentlich derjenige, der am meisten Recht auf kindisches Verhalten hatte.

Zuallerletzt möchte ich anfügen, dass, wenn dies eine online Geschichte wäre, eine Triggerwarnung von Nöten gewesen wäre.

XOXO Shade

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