Sonntag, 24. Mai 2020

[Rezension] Mirror




Titel:
Mirror
Autor:
Karl Olsberg

Verlag:
Aufbau Verlag GmbH & Co. KG
veröffentlicht:
Berlin 2016
1. Auflage

ISBN:
978-3-7466-3234-6
Seiten:
407
Preis:
12,99€

Grober Inhalt:
Die künstliche Intelligenz "Mirror" sollte ursprünglich die Welt besser machen, stellt nun aber die Menschheit auf eine harte Probe. Kann man sie noch aufhalten?
Cover des Buches
Liebster Leser!

Ein kleines Gedankenexperiment vorweg:
Wenn es eine Technologie geben würde, die deinen Alltag auf eine Art und Weise revolutioniert, die es bisher nicht gab; wenn diese Technologie dir Einkaufslisten zum günstigsten Preis erstellt, dich mit Menschen am anderen Ende der Welt so in Verbindung bringt, dass du sie wahrhaftig vor dir siehst. Oder dir sogar das Leben retten kann. Wenn du dafür nur ein Armband und eine Brille tragen müsstest, würdest du es machen?

Ich weiß nicht, wie deine Antwort darauf ausfällt, aber ich wäre skeptisch.
Nicht nur, weil es heutzutage schon genügend Skandale gibt, bei denen Informationen über Nutzereinfach weiterverkauft werden oder Hacker plötzlich die Bankdaten von Millionen an Menschen auf ihrem PC haben. Sondern auch, weil ich persönlich mich immer und überall beobachtet fühle. Jetzt denk bloß nicht, ich wäre paranoid. Das bin ich nicht. Ich bin mir nur darüber im Bewusstsein, dass überall Kameras sind und meine Daten für immer im Internet sein werden, egal, wie sehr ich meine Spuren verwische.

Aber gut. Wie komme ich nun auf diese Thematik?

Vor kurzem las ich das Buch „Mirror“ von Karl Olsberg. Er greift genau die Überlegung des Gedankenexperiments auf und schildert eine Welt, in der es sogenannte „Mirrors“ gibt; wahrheitsgetreue Abbilder der Besitzer, die dafür sorgen, dass der Mensch sich rund um wohl fühlt. Dafür braucht es nur eine Brille, ein Armband und einen kleinen Clip fürs Ohr, und schon kann dein persönlicher Mirror dafür sorgen, dass du genügend isst, dass du schnell mal im Internet etwas nachschlagen oder das neuste Musikvideo von deiner Lieblingsband anschauen kannst.

Um das zu schaffen, benötigt der Mirror aber Daten und Informationen von dir. Von deiner Lieblingsfarbe über deinen Nachhauseweg bis zu deinem besten Freund. Denn um dir personalisierte Vorschläge zu machen, muss der Mirror du sein.

Meine ehrliche Meinung: das klingt gruselig.

Doch schon zu Anfang des Buches werden einem die Vorteile eines solchen Gerätes aufgezeigt.

Der Vater von Carl Poulson, der zusammen mit seinem besten Freund Eric die Mirrors erfunden hat, erleidet einen anaphylaktischen Schock. Glücklicherweise ruft sein Mirror aber den Notruf und er überlebt. Schon ganz praktisch so ein Ding, wenn man selber nicht mehr handeln kann, oder?

Auch Andreas, oder kurz Andy, lernt die Vorteile eines Mirrors kennen. Da Andy unter Asperger leidet, hat er oft Probleme die Emotionen und Handlungen anderer Menschen richtig zu deuten, sodass er öfter mit anderen aneinander gerät, beispielsweise seinem Stiefvater. Doch sein neuer Mirror hat eine eingebaute Funktion, die ihm genau dabei helfen soll. Er erkennt die Stimmung anderer und sagt Andy direkt, was die beste Antwort wäre. Schon toll, wenn man sein Gegenüber einfach so für sich gewinnen kann, oder? Vor allem, wenn man dann noch eine neue Freundin findet...

Weiter geht es mit Jack Skinner, ein Dealer, der aber eigentlich keine Drogen verkaufen will, weil, Kinder: Drogen sind böse. Einer seiner Kunden hat kein Geld zum Bezahlen, tickt aber aus, als er keinen neuen Stoff bekommt. Leider ist unser lieber Jack unterlegen und endet zusammengeschlagen hinter einem Lagerhaus. Das findet sein Boss aber nicht so prickelnd, weswegen dieser wiederum ihm droht. Jack versucht durch Diebstahl in kurzer Zeit an viel Geld zu kommen, wobei er versehentlich einen Mirror stiehlt. Danach muss er fliehen, denn so ein Ding kostet eine Menge Geld.

Lukas hingegen ist nicht auf der Flucht, doch als er seine Freundin beim Fremdgehen ertappt, möchte sie am liebsten fliehen. Denn Lukas hat einen Hang zur Aggression und Gewalt. Glücklicherweise ist ihr neuer Liebster ein stolzer Besitzer eines Mirrors, kann sofort die Polizei benachrichtigen, und da der Mirror auch noch filmen kann, gibt es 1A Beweise. Daraufhin verschwindet Lukas, bekommt aber nicht den Gedanken aus dem Kopf, dass er, wenn er einen Mirror besitzen würde, schlauer wäre und ihn seine nun Ex-Freundin wieder zurück nimmt. Dann lernt er aber eine neue Frau kennen, mit der er sich immer mehr in der Welt der Mirrors verliert.

Und auch Freya arbeitet mit ihrem Mirror. Sie ist Journalistin und will eigentlich eine Story über Tschernobyl und das Leben danach raus bringen, doch dann beginnt ihr Mirror, sich seltsam zu verhalten und sie fängt an unangenehme Fragen zu stellen. Wie viel Kontrolle haben die Menschen noch über den Mirror?

Wie ihr seht, gibt es mehrere Protagonisten, die jeweils eigene Handlungsstränge verfolgen. Wir haben die skeptische Journalistin, den Gründer und Erfinder sowie einige Personen aus der Bevölkerung, die diese neue Innovation alle unterschiedlich aufnehmen.

Auch wenn der Einstieg ehrlich gesagt etwas schwierig war, hat mich dann schnell die Thematik und auch die Storyline gepackt, sodass ich den Rest doch in einem Rutsch fertig las.

Manchmal hatte ich ein paar Probleme mir alle Personen zu merken, da jeder Protagonist noch einmal andere Menschen um sich herum hatte. Doch recht schnell bemerkte ich, dass man die meisten Charaktere bestimmten Stereotypen zuordnen konnte, sodass es einfach wurde. Nicht, dass ich es gut heiße, dass alles sehr stereotypisch war. Ohne viel zu verraten, kann ich sagen, dass später ein blinder Verfechter der Mirrors ins Spiel kommt, der ohne Nachzudenken einfach tut, was ihm gesagt wird. Zudem gibt es den oben erwähnten zweiten Gründer, der sich früh zurück zieht, da er Angst hat und natürlich darf auch nicht der böse Konzernchef fehlen, der nur auf das Geld aus ist. Die anderen Personen lassen sich genauso gut einordnen, jedoch würde das der Handlung voraus greifen.

Was mir leider etwas zu kurz kommt, ist die am Anfang vorhandene Mirror-Euphorie. Man merkt schon bald, dass 90% der Charaktere eher negativ eingestellt sind, obwohl doch erst noch all die guten Sachen herausgestellt wurden. Der Bruch ging mir etwas zu schnell von statten, obwohl er in sich schlüssig aufgebaut war.

Generell ist die Handlung logisch aufeinander aufbauend, auch wenn manche Charaktere sich nicht immer ganz so verhalten, wie es zu ihnen passen würde.

Es ist überraschend, wie die Handlungen von Person A die Handlungen von Person B beeinflussen, auch wenn sie sich teilweise gar nicht kennen. Erst gegen Ende hin wird klar, welche Rolle jede Person für die Handlung spielt und wieso manche der Charaktere überhaupt existieren.

Das Buch ist erschreckend realitätsnah und zeigt einem nur noch mehr, dass man nicht immer alles annehmen sollte, nur weil andere es gut finden. Selbst Dinge skeptisch zu hinterfragen wird immer wichtiger, da die Welt sich immer schneller und schneller weiter entwickelt und kaum noch Platz für Fehler bleibt.










Hast du noch was dazu zu sagen, Nestor?



Okay, dann halt nicht. Ich lass dich mal weiter lesen. Was liest du überhaupt?

Oh… Er liest echte Fachaufsätze über das Thema. War ja auch irgendwie klar, oder? Das Thema ist packend...und gruselig.

Zum Abschluss kann ich nur sagen, dass dieses Buch mich mit sich gerissen hat und die Thematik, so schwer sie auch ist, sehr gut umgesetzt wurde. Es ist dem Autor gut gelungen, alle Aspekte, sowohl die negativen als auch die positiven, herauszustellen.

Xoxo Shade

3 Kommentare:

  1. Huhu!

    Solche Themen finde ich sehr spannend! Mich gruselt es ehrlich gesagt auch, wenn ich an ein solches Szenario denke - vor allem da vieles darauf hindeutet, dass die Wissenschaft genau zu sowas hinstrebt ...
    Diese "Bevormundung" durch Technik möchte ich nicht, auch wenn es mir Hilfe schaffen könnte, würde ich lieber darauf verzichten.

    Einfach ist nicht immer besser, da brauch ich mich nur umschauen, für mich scheinen die vielen "Fortschritte" eher Rückschritte zu sein und alles was scheinbar hilft, macht nur noch mehr Arbeit ^^

    Schade, dass es nicht so ganz überzeugen konnte!

    Liebste Grüße, Aleshanee

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    1. Hayy,

      so langsam glaube ich, dass es schon längst soweit ist, nur wir wissen alle noch nichts davon und es wird nur Stück für Stück in unser Leben integriert.
      Technik hilft schon in vielen Dingen, aber die Selbstständigkeit als Mensch sollte nicht verloren gehen. Wenn man Google Maps nutzt, dann ist das in Ordnung, Orientierungssinn hat nun mal nicht jeder, aber, wenn man dann alles nur noch mit Smartphone erledigen kann, dann ist das schon traurig.

      Es gibt zu viele Fortschritte gleichzeitig, sodass einfach niemand mitkommt. Sobald man eine Sache verstanden hat, wird sie schon wieder verändert und man muss sich wieder umgewöhnen.

      xoxo Shade

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    2. Haha, ja, was da alles im Hintergrund passiert weiß von uns natürlich niemand ....
      Natürlich gibt es viele Dinge, die etwas nutzen - aber wenn ich mir den Preis anschaue, den wir dafür zahlen (und da muss ich nur aus dem Fenster schauen) ist mir der zu hoch.

      Ich hab das Gefühl, dass der Mensch einen irre großen und schnellen technischen Fortschritt gemacht hat und immer noch macht - der emotionale ... hm, "Stand" aber stehengeblieben bzw. zurückgegangen ist. Keine schöne Situation, aber wir werden ja noch sehen wie das weitergeht ^^

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