Mittwoch, 1. Januar 2020

[Rezension] Die Stadt der Träumenden Bücher




Titel:
Die Stadt der Träumenden Bücher
Autor:
Hildegunst von Mythenmetz
Übersetzer:
Walter Moers
Sprecher:
Dirk Bach

Verlage:
Piper Verlag und Hamburg HHV GmbH
ISBN:
978-3-86952-281-4
Dauer:
1050 min
Preise:
MP3: 9,99€
CD: 31,99€

Grober Inhalt:
Ein dreidaumiger Dinosaurier auf seinem Weg zum besten Schriftsteller Zamoniens.
Eine Autobiografie.
Cover des Buches
Liebster Leser!
Hallo.


Wie schreibe ich dich jetzt an …


Naja, man lernt Leute am besten kennen, wenn man ihr Lieblingsbuch kennen lernt, nicht wahr? - Wenn sie überhaupt lesen, versteht sich.

Okay.

Kennst du ›Die Stadt der Träumenden Bücher‹? Mein Lieblingsbuch. Mein absolutes Lieblingsbuch, meine ich. Das heißt, mein absolutes Lieblingshörbuch - ich kenne nur die Audiofassung. Nicht weil ich nicht gern lese! Einfach, weil ein guter Sprecher ein Buch auch besser machen kann. Muss ja nicht immer gleich heißen, dass der Hörer zu faul zum Lesen ist. Oder Bücher nicht mag.

Tatsächlich muss man Bücher schon ziemlich mögen, wenn man dieses hier lesen will - ›Die Stadt der Träumenden Bücher‹ ist einfach das perfekte Buch für Bibliophile.

Das heißt, nein, so stimmt das nicht richtig. Es ist nicht ein Buch für Bibliophile - es ist ein bibliophiles Buch! Und zwar eins der gefährlichsten Sorte: Es fesselt dich! Einfach so! SWR1 sagt dazu (auf der Rückseite der MP3-Version): »Eine Geschichte wie ein LSD-Rausch und ein begnadeter Dirk Bach als Sprecher.«

Und das fasst es wirklich perfekt zusammen. Nur ein bücherbesessener Breitbandbibliophiler auf Drogen könnte so etwas schreiben.

… oder eben Walter Moers.

Also, ›ein bibliophiles Buch‹ habe ich gesagt? Aber (das fragst du dich jetzt, nicht wahr?) wie kann ein Buch bibliophil sein?

Naja, in ›Die Stadt der Träumenden Bücher‹ dreht sich alles um Bücher. Schon der Protagonist (ein 70-jähriger, »noch sehr junger« Dinosaurierdrache mit drei Daumen an jeder Hand) ist ein Autor - zumindest versucht er, einer zu werden. Er hat nämlich überhaupt keine Ideen; so gar keine. Und abgesehen von der Ideenlosigkeit fühlt er sich sowieso noch nicht wirklich bereit, etwas Gutes zu schreiben, obwohl er bei seinem sogenannten ›Dichtpaten‹ schon nahezu alle literarischen Werke des Kontinents gelesen hat.

Grund eins, wieso das Buch also bibliophil ist: Die Hauptfigur ist es. (Und, nebenbei bemerkt, auch die meisten anderen Figuren.)

Er macht sich also auf, verlässt den so schon verrückten Ort seiner Kindheit (die ›Lindwurmfeste‹) und wandert nach Buchhaim - wo alles noch verrückter ist. Viel verrückter. Aber was erwartet man auch von einem Ort, an dem man geröstete Bienen auf Honigbroten isst, hochprozentigen Glühkaffee trinkt und wunderbare Bücher wie ›Zahnfleischsalat‹ von Tomok Zebulon kaufen kann?

Grund zwei, wieso dieses Buch bibliophil ist: Die ganze Welt, in der es spielt, ist bibliophil.

Und das alles nur in der ersten Hälfte. Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass die zweite noch viel überraschender und ulkiger ist! Nur so viel: Er begegnet Schrecklichen Buchlingen, den Fußnägeln diverser verstorbener Autoren und er leckt die Tränen eines Schattens auf.

Trotz allen moerswürdigen Dingen hängt aber alles in diesem Buch perfekt zusammen. Alles löst sich auf, ist logisch und auf seine spezielle Art so genial wie ein Erles Olmshock-Roman - um mal im Stil zu bleiben.

Vielleicht liegt es an der Hauptfigur, dass alles so verrückt scheint: Hildegunst von Mythenmetz. Wie schon am Anfang gesagt wird, ist eigentlich dieser Hildegunst der Schreiber der Geschichte (Moers übersetztes nur), und offenbar hat Mythenmetz auch sonst nicht vor, einfach nur die Figur eines Buches zu sein. Mit großer Vorliebe redet er mit dem Leser - was im Hörbuch natürlich super herüberkommt und dem Text eine sehr eigene und unterhaltsame Note gibt. Wie schon gesagt, ein tolles Buch. Sehr, sehr toll.

(Ein großes Thema sind übrigens auch die lustigen Literaturepochen in Buchhaim. Grund Nummer drei also, wieso es ein bibliophiles Buch ist: Der Inhalt besteht aus Büchern.)

Und er ordnet sich ganz anders ein als die meisten Protagonisten, denen man heute begegnet: Er gibt vor seinen Zuhörern immer und überall zu, was er denkt (egal, wie peinlich es ist) (und manchmal ist es wirklich ziemlich peinlich), und ist dadurch nicht nur erfrischend ehrlich, sondern (trotz seiner unglaublichen Eitelkeit) auch unglaublich sympathisch. Wie eigentlich alle Figuren im Buch. Auch wenn sie alle irgendwie, auf gut deutsch, ›einen an der Klatsche‹ haben. Hildegunst allen voran.

Wichtig sind bei Mythenmetz aber auch noch die sogenannten›Mythenmetz'schen Abschweifungen‹: Hier schweift der Erzähler mit einer kleinen Handlung (zum Beispiel einem Trompaunenkonzert) so weit ab, dass man danach glaubt, man hätte dieses Thema studiert. (Das hätte mich übrigens auch genervt, wenn Dirk Bach es nicht so schön vorgelesen hätte. Wenn du also eher ungeduldig bist oder beim Hören nichts nebenbei machst, kann ich es dir nicht so sehr empfehlen.)

Es gibt also mehrere Gründe, wieso ich das Hörbuch sehr weiterempfehlen kann! Die Handlung an sich ist natürlich schon einmal einzigartig. (Wenn nicht, glaube ich an Wunder!) Genauso auch der Ort - und die Figuren natürlich auch. Beim Hören wird man einfach mitgerissen, und all die verrückten Dinge in Zamonien sind auch irgendwann bewusstseinserweiternd.

Eben so wie ein LSD-Rausch.

… Nicht, dass ich mich damit auskennen würde.










Liebste Grüße,

Yuki

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