Sonntag, 2. August 2020

[Rezension] Der Schwarm




Titel:
Der Schwarm
Autor:
Frank Schätzing

Verlag:
Fischer Taschenbuch Verlag
veröffentlicht:
Frankfurt am Main 2005
13. Auflage

ISBN:
978-3-596-16453-0
Seiten:
987
Preis:
9,95€

Grober Inhalt:
Eine sehr authentische Dystopie über die Macht, die der Ozean (und das Leben darin) auf uns haben kann.
Cover des Buches
Wenn man aus dem Weltraum auf die Erde blickt, würde man kaum denken, dass sich »das Leben«, unser Leben - das Leben der Kreaturen, die sich als Herren des Planeten bezeichnen - auf den kleinen braunen, gelben, grauen, grünen oder weißen Flächen abspielt. Zwei Drittel der Erde, auf der wir leben, bestehen aus Meeren. Aus Ozeanen, Seen; aus Gewässern, die so tief sind, dass man sie kaum vermessen, geschweige denn erreichen kann. Was immer sich dort unten abspielt - es bleibt uns zu großen Teilen verborgen.

Gleichzeitig nehmen wir zunehmend Einfluss auf dieses komplexe System: mit Plastik, Überfischung, der Versauerung der Meere, Tiefseekabeln, Ölplattformen und dem Abbau von Methanhydraten.

Was, wenn das Meer plötzlich beginnt, einen ebenso großen Einfluss auf das Land auszuüben?

Der Roman beginnt mit rätselhaften Ereignissen. Zuerst verschwinden spurlos Fischer - vor der norwegischen Küste werden sonderbare Tiefseewürmer entdeckt, die den Meeresboden instabil machen - in Kanada verhalten sich die Wale sonderbar: Zuerst scheint es, als wären sie verschwunden; als sie schließlich auftauchen, sind sie ungewöhnlich aggressiv.

Während sich die Lage immer weiter zuspitzt und hoffnungsloser wird, ahnt kaum jemand, was der wahre Grund für all das sein könnte.

Frank Schätzing erzählt seinen Roman aus verschiedenen Perspektiven, die regelmäßig wechseln und dem Leser einen nahezu allumfassenden Überblick über alle Ereignisse geben. Die zwei Hauptfiguren dabei sind Leon Anawak, ein indianischer Walforscher, und Sigur Johanson, ein norwegischer Wissenschaftler. Aber auch eine Reihe von Nebenfiguren spielt eine wichtige Rolle. Immer wieder gewähren sie einen Einblick auf ihre Sichtweise, erklären die Ereignisse aus ihrer Perspektive und erläutern dem Leser die notwendigen Fakten, die man braucht, um die Ereignisse zu verstehen.

»Der Schwarm« ist deshalb nicht unbedingt nur als Thriller zu verstehen, sondern zeigt auch viele Merkmale eines Sachbuches. Erklärungstexte, Beschreibungen und Informationen geben einen detaillierten Eindruck von der Situation - was für manche Leser sicherlich unerwartet und an manchen Stellen schwer zu verstehen ist. Allerdings gelingt es Schätzing immer wieder, es interessant und anschaulich zu erklären.

Gleichzeitig ist es genau dieses wichtige Hintergrundwissen, das den Roman spannend macht. Wer das Buch anfängt, hat womöglich kaum Wissen über den Ozean - wer es beendet, versteht vielleicht mehr davon als er jemals erwartet hätte. Dadurch wird die eigentliche Geschichte, die ohne all dieses Wissen vielleicht unrealistisch, an den Haaren herbeigezogen oder unglaubwürdig wirken würde, sehr viel authentischer und umso spannender. Tatsächlich wirkt es an manchen Stellen beinahe, als könnte ähnliches jeden Moment in der Wirklichkeit geschehen.

Es gibt also verschiedene Gründe, warum ich dir dieses Buch nahelegen möchte. Auf der einen Seite vermittelt es viel Wissen und ist - bis auf einige wenige Ausnahmen am Anfang - ein nahezu fesselndes Buch. Die Figuren, die Schätzing einführt, wirken realistisch, die Dialoge sind unterhaltsam, ohne gestellt zu wirken, und jede einzelne hat ihr Schicksal, dem der Leser gespannt folgen kann. Außerdem bringt es einmal mehr näher, was wir immer öfter vergessen: Wie wichtig jeder Teil des gesamten Systems für das Ganze ist. Jede noch so kleine Veränderung kann zu einer Katastrophe führen, und man sollte niemals-


Darf ich dich an dieser Stelle einmal unterbrechen? Uff, das ist ja nicht auszuhalten. Ich für meinen Teil habe das Buch irgendwo in der Mitte liegen lassen. Es ist so ewig lang, ätzend und anstrengend, dass man es wirklich kaum aushält … die ganzen Erklärungstexte hätte man sich auch sparen können. Wenn man ein Buch sucht, das nicht auch noch ein Sachbuch ist, kann man sich das echt sparen.


Hm, würde ich nicht unbedingt so sagen. Ich meine, ja, das Buch war schon an manchen Stellen etwas anstrengend zu lesen und zog sich. Trotzdem ist es eigentlich ganz nett. Man sollte sich nur Zeit nehmen, um es wirklich zu lesen und zu verstehen. Zumal das Ende, wenn man es bis dorthin aushält, wirklich unglaublich spannend wird. 


… aber auch sehr, sehr unheimlich und gruselig. Und es kommen so viele Figuren zu Tode … mir war das etwas zu viel … natürlich, es ist ein eindrucksvolles Buch. Aber … naja … mein Fall war es nicht. Und die Romantik darin war auch eher halbherzig.


Es ging ja auch nicht um irgendwelche Romantik. »Der Schwarm« lebt davon, dass man als Leser den vollkommenen Überblick über die Ereignisse hat, und zugleich mit den Figuren erlebt, wie die Welt zugrunde geht … ein gutes Buch für Misanthropen, aber auch wenn man einen authentischen Thriller sucht, ist man hier richtig.

… oder einfach eine schöne Verpackung für ein paar interessante Fakten über die Ozeane lesen möchte.

Mit lieben Grüßen,

Nestor

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